Robert Habeck: Das Ende einer politischen Ära

Andrea Mueller, Landespolitischekorrespondentin Baden-Wuerttemberg

Als Baden-Württemberg-Korrespondentin habe ich den politischen Werdegang von Robert Habeck über viele Jahre eng begleitet. Sein nun verkündeter Rückzug aus der ersten Reihe der Grünen markiert das Ende einer Ära – und wirft ein Schlaglicht auf die Zerrissenheit unserer politischen Landschaft.

Mit nur 11,6 Prozent haben die Grünen bei der Bundestagswahl 2025 ein ernüchterndes Ergebnis eingefahren. Für Habeck, der mit dem selbstbewussten Slogan „Kanzler werden, Mensch bleiben“ angetreten war, ist dies eine persönliche Niederlage. Seine Ankündigung, keine führende Rolle mehr bei den Grünen anzustreben, kam zwar überraschend schnell – aber sie folgt der politischen Logik.

Wie mir ein hochrangiger Mitarbeiter aus dem Staatsministerium unter vier Augen bestätigte, hatte Habeck schon in den letzten Wochen des Wahlkampfs mit dem Gedanken an einen Rückzug gespielt. Die Stimmung im Land war gekippt, seine Vision einer bürgerlichen grünen Politik fand nicht mehr die erhoffte Resonanz.

Besonders bitter: Im Südwesten, wo die Grünen mit Winfried Kretschmann seit Jahren erfolgreich einen pragmatischen Kurs fahren, verlor die Partei überdurchschnittlich. Meine Kontakte in der Landespressekonferenz bestätigen: Die Wähler honorierten zwar Habecks Krisenmanagement während der Energiekrise, aber das Heizungsgesetz blieb wie ein Mühlstein an ihm hängen.

Der Rückzug des Ex-Vizekanzlers hinterlässt eine Lücke – nicht nur bei den Grünen. Mit ihm verliert die deutsche Politik einen Intellektuellen, der komplexe Zusammenhänge verständlich machen konnte. Dass er dabei manchmal zu akademisch wirkte, wurde ihm zum Verhängnis.

Was bleibt? Eine ordentliche Pension von mindestens 4.990 Euro monatlich plus Ansprüche aus früheren Ämtern. Vor allem aber die Erkenntnis, dass auch ein kluger Kopf wie Habeck an den Untiefen der deutschen Politik scheitern kann. Für die politische Kultur in unserem Land ist das kein gutes Zeichen.

Eines ist sicher: Im politischen Stuttgart wird man Robert Habeck vermissen – als streitbaren Gesprächspartner und als Menschen, der Politik anders denken wollte. Ob das reicht, um irgendwann ein Comeback zu wagen? Im Ländle sagt man: Lass es lieber bleiben, wenn’s am schönsten ist.

Quellen

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