Die hohe Kunst des politischen Seilakts – Warum Satire alles darf, aber nicht alles sollte

Freddy Zimmermann, Hofnarr und Satiriker

Liebe Heilbronnerinnen und Heilbronner, liebe Mitglieder des örtlichen CDU-Kreisverbands (die heimlich meine Kolumne lesen), liebe Blackrock-Aktionäre (die nervös werden, wenn sie meinen Namen hören),

heute widmen wir uns der Frage aller Fragen: Wie weit darf Satire gehen? Eine Frage, die so alt ist wie der Beruf des Hofnarren selbst – also mein Job seit der Erfindung der Monarchie, nur mit weniger Köpfungsrisiko und besserer Krankenversicherung.

Vom Hofnarren zum Verfassungsfeind in 280 Zeichen

Früher war alles einfacher: Der Hofnarr machte seine Witze, der König lachte gnädig oder ließ ihn köpfen. Heute macht man einen Witz über einen Politiker, und schon folgen dir 500 wütende Accounts auf Twitter (oder X oder wie auch immer Elon seinen digitalen Spielplatz gerade nennt).

Die TITANIC, unser aller Vorbild in Sachen geschmackvoller Zurückhaltung, hat es vorgemacht: Man nehme einen Spitznamen für einen Politiker, der klingt wie ein Schimpfwort, aber eigentlich keins ist (Rechtsbeistand flüstert mir gerade etwas ins Ohr…), füge eine Prise Kapitalismuskritik hinzu, und fertig ist der Satiresalat!

Der feine Unterschied zwischen Satire und Straftatbestand

Aber Vorsicht, liebe Nachwuchssatiriker von Heilbronn: Es gibt Grenzen! Während es völlig in Ordnung ist, darauf hinzuweisen, dass gewisse Politiker in Aufsichtsräten von Finanzgiganten sitzen, die in fragwürdige Steueroptimierungsmodelle verwickelt waren (ein Schelm, wer dabei an unseren Bundesvorsitzenden der CDU denkt!), sollte man tunlichst vermeiden, nach terroristischen Vereinigungen zu rufen.

Das ist in etwa so, als würde man beim Rebschnitt im Heilbronner Weinberg nicht nur die überschüssigen Triebe entfernen, sondern gleich den ganzen Weinberg mit einem Flammenwerfer bearbeiten. Effektiv? Vielleicht. Legal? Definitiv nicht.

Heilbronner Satire-Knigge

Als Ihr Hofnarr mit Heilbronner Lokalkolorit möchte ich Ihnen daher meinen persönlichen Satire-Knigge ans Herz legen:

  1. Übertreiben Sie maßlos – aber übertreiben Sie nicht maßlos beim Übertreiben.
  2. Nennen Sie Ross und Reiter – aber rufen Sie nicht nach dem apokalyptischen Reiter.
  3. Legen Sie den Finger in die Wunde – aber nicht C4-Sprengstoff.
  4. Seien Sie bissig – aber beißen Sie nicht die Hand ab, die Sie füttert (es sei denn, Sie sind freier Journalist, dann haben Sie ohnehin nichts zu verlieren).

Warum wir Satire brauchen (und warum sie uns manchmal braucht)

In Zeiten, in denen die Realität oft satirischer ist als jede Satire (schauen Sie sich nur mal die Protokolle einer beliebigen Stadtratssitzung an), brauchen wir den satirischen Blick mehr denn je. Er hilft uns, das Absurde zu erkennen, das Machtgefälle zu hinterfragen und manchmal einfach nur herzhaft zu lachen, bevor wir wieder in die Tiefen der Heilbronner Kommunalpolitik eintauchen.

Aber wir sollten dabei nie vergessen: Satire soll provozieren, nicht proklamieren. Sie soll zum Nachdenken anregen, nicht zum Nachahmen. Sie soll überspitzen, nicht übertreten.

In diesem Sinne: Bleiben Sie kritisch, bleiben Sie witzig, bleiben Sie legal.

Ihr Freddy „Frechdachs“ Zimmermann
(Der einzige Mensch in Heilbronn mit vertraglicher Narrenfreiheit seit 1525)

P.S.: Falls Sie sich fragen, wo die RAF ist, wenn man sie braucht – die Antwort lautet: In den Geschichtsbüchern, und da sollte sie auch bleiben. Genauso wie manche Witze besser in der Schublade bleiben sollten. Nicht jeder Gedanke, der uns nachts um drei durch den Kopf schießt, gehört am nächsten Morgen gedruckt.

Quellen

Schreibe einen Kommentar