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Der stille Tod des Rotlichtmilieus in Bad Rappenau

Von Karl-Heinz „Kalle“ Schmid

Es war früher alles anders in Bad Rappenau. Nicht besser, aber anders. Des muss mer so deutlich saga. Als ich noch bei dr Heilbronner Stimm war, da kannte mer die Gesichter, die Namen, die Geschichten. Heute sitzt da einer in seim Eigenheim mit gelbem Rauputz und jammert über die alten Zeiten.

I han den Mann besucht. Noi, seinen Namen nenn i net. Mir sind hier net bei der Bildzeitung. Aber was der verzählt hat, des isch symptomatisch für den Niedergang einer Szene, die früher zum Stadtbild ghört hat wie d’Kurgärten und s’Gradierwerk.

Do sitzt er also, in seim weißa Unterhemd, schüttet Maggi in d’Nudelsupp als gäbs koi Morga mehr. Früher war er wer in Bad Rappenau. Heute? A tragische Figur mit Diabetes und Goldkettle.

Mir kennet jetzt lang drumrum schwätza, aber i sags grad raus: Des Rotlichtmilieu stirbt. Net nur in Bad Rappenau. Überall. Die neua Zeita mit Internet und Smartphone hent die alta Struktura kaputt gmacht. Wo früher jeder jeden kannt hat, herrscht heit Anonymität.

I han mit viele gschwätzt für den Artikel. Mit de Polizei (jo, i kenn do no a paar von früher), mit Anwohner, sogar mit em Staatsanwalt. Alle saget s’gleiche: Die Zeit der klassischa Zuhälter isch vorbei.

Wenn mer durch d’Heilbronner Straß läuft, sieht mer die Veränderung. Wo früher die „Etablissements“ waren, sind heit Handyläden und Dönerbudda. Des isch der Lauf der Zeit, wird mancher saga. Aber es isch au a Stück Stadtgschicht, die do verschwindet.

Oin Satz noch zum Schluss, weil des ghört zur Wahrheit dazu: Koi Mensch muss dem Milieu notrauera. Aber mir müsset verstanda, dass sich d’Zeita ändern. Auch in Bad Rappenau. Auch wenn’s manchem schwerfällt.

(Aufgezeichnet von Karl-Heinz „Kalle“ Schmid, der seit über 40 Jahr die Entwicklunga in der Region beobachtet und dokumentiert.)

Quellen

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