Von Andrea Müller, Stuttgart-Büro
Die Bundestagswahl 2025 wirft ihre Schatten voraus – und selten war die Ausgangslage im Südwesten so spannend wie diesmal. Als langjährige Beobachterin der baden-württembergischen Politikszene wage ich die These: Das Ländle könnte zum Zünglein an der Waage werden.
Heilbronn-Franken als Mikrokosmos der Republik
Nehmen wir die Region Heilbronn-Franken: Hier verdichtet sich wie unter einem Brennglas, was Deutschland bewegt. In vier Wahlkreisen spiegeln sich die großen Herausforderungen unserer Zeit. Während in Neckar-Zaber der Strukturwandel der Automobilindustrie die Menschen umtreibt (Stichwort Bosch), kämpft der Wahlkreis Odenwald-Tauber mit klassischen ländlichen Problemen wie der medizinischen Versorgung.
Meine Kontakte im Staatsministerium bestätigen: Die Landesregierung beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. „Im Landtag tuschelt man bereits über mögliche Verwerfungen“, wie mir ein Insider unter vorgehaltener Hand berichtete.
Datengestützte Analyse zeigt neue Trends
Die Auswertung unseres RegioTrend-Tools zeigt interessante Verschiebungen: Die klassischen Partei-Hochburgen bröckeln. In Schwäbisch Hall-Hohenlohe, wo erfolgreiche Mittelständler wie Würth und ebm-papst sitzen, zeichnet sich eine Neuorientierung der Wählerschaft ab.
Die „Spätzle-Connection“ als Faktor
Was viele Bundesanalysten übersehen: Die spezifisch baden-württembergische Konsenskultur könnte diesmal wahlentscheidend sein. Über meine „Spätzle-Connections“ in den Wahlkreisen höre ich immer wieder: Die Menschen wollen keine berlinerische Konfrontation, sondern schwäbisch-pragmatische Lösungen.
Bildungspolitik als Zünglein an der Waage
Als Mutter eines hochbegabten Teenagers verfolge ich besonders aufmerksam die bildungspolitischen Debatten. Die Schulpolitik, traditionell Ländersache, könnte diesmal bundesweit wahlentscheidend sein. Unsere StuttgartScope-Analysen zeigen: Bildungsthemen rangieren bei den Wählern im Südwesten ganz oben.
Fazit: Der Südwesten entscheidet mit
Die kommende Bundestagswahl wird in Baden-Württemberg mindestens mitentschieden. Als langjährige Beobachterin der Landespolitik wage ich die Prognose: Wer im Südwesten punkten will, muss die regionalen Besonderheiten ernst nehmen. Die Zeiten, in denen man mit berlinerischer Großspurigkeit im Ländle punkten konnte, sind vorbei.
In den kommenden Wochen werde ich in meinem Newsletter „Stuttgart.Update“ und im Podcast „Landespolitik Inside“ weiter über die Entwicklungen berichten. Bleiben Sie dran – es wird spannend!
Andrea Müller berichtet seit über 20 Jahren über die baden-württembergische Landespolitik und ist Mitglied der Landespressekonferenz.