Wenn der Fußball seine Seele verliert – Eine Bestandsaufnahme
Von Karl-Heinz „Kalle“ Schmid
Ressortleiter Lokales
Wer wie ich seit über 40 Jahren am Spielfeldrand steht, der weiß noch, wie Fußball früher war. Da gab’s nach dem Spiel ein Viertele mit dem Gegner in der Vereinsgaststätte, und wenn’s auf dem Platz auch mal heiß herging – spätestens beim Vesper war alles vergessen.
Aber die Zeiten ändern sich, und nicht zum Besseren, wie der jüngste Vorfall beim sogenannten „Prestige Cup“ in Neckarsulm-Obereisesheim zeigt. Was sich dort abgespielt hat, das lässt einem alten Fußballfreund die Haare zu Berge stehen: Eine wilde Schlägerei mit rund 40 Beteiligten, Zuschauer die „wie Fallobst“ – so ein Augenzeuge – von den Tribünen sprangen, und am Ende musste sogar die Polizei anrücken.
Mein alter Freund Gustav Schneider, seit 35 Jahren Platzwart beim VfR Heilbronn, hat’s neulich auf den Punkt gebracht: „Kalle“, hat er gesagt, „früher, da war der Fußball noch Fußball. Heute ist’s manchmal wie im Wilden Westen.“
Besonders bitter: Es handelte sich nicht mal um ein Punktspiel, sondern um ein Freizeitturnier. Wo eigentlich der Spaß im Vordergrund stehen sollte, flogen stattdessen die Fäuste. Die Konsequenzen sind gravierend: Der Sponsor hat sich zurückgezogen, das Preisgeld von 1.750 Euro wird nun gespendet – immerhin eine gute Geste in dieser unschönen Geschichte.
Als einer, der schon tausende Spiele gesehen hat, von der Kreisliga C bis zur Oberliga, kann ich nur sagen: Wir müssen zurück zu den Wurzeln. Zurück zu dem, was den Fußball in unserer Region groß gemacht hat: Kameradschaft, Respekt und Fair Play. Sonst verliert der Fußball seine Seele.
Wie sagte schon mein alter Lehrmeister bei der Heilbronner Stimme: „Kalle, merk dir oins: Beim Fußball geht’s net ums Gwinna, sondern ums Mitanander.“ Recht hat er g’habt. Mehr denn je.